FFF als kostengünstiges 3D-Druckverfahren: Definition, Anwendungen und typische Schwierigkeiten

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FFF als kostengünstiges 3D-Druckverfahren: Definition, Anwendungen und typische Schwierigkeiten

Sowohl Heimwerker, die sich ambitionierten Projekten widmen, als auch professionelle Anwender nutzen Fused Filament Fabrication, kurz FFF. Das Verfahren ist auch unter den Kürzeln FLM und FDM bekannt.

Fused Filament Fabrication: das Verfahren im ÜberblickDie Geschichte des FFFFFF und seine wichtigsten AnwendungenÜberraschende Anwendung des 3D-Drucks in der MedizinTypische Herausforderungen und Schwierigkeiten bei der Anwendung des FFF-Verfahrens

Fused Filament Fabrication: das Verfahren im Überblick

Der 3D-Druck wird auch als Materialextrusion bezeichnet und erlebt einen ungebrochenen Aufwärtstrend. Immer neue Anwendungsfelder werden aufgetan und in immer mehr Bereichen kann sich der 3D-Druck beweisen. Besonders bekannt ist Fused Filament Fabrication, kurz FFF. Dabei ist das Verfahren nicht neu, seine Anfänge liegen bereits in den 1980er Jahren. Damals ließen sich S. Scott Crump und seine Ehefrau Lisa das Verfahren patentieren. Doch zur kommerziellen Anwendung kam es erst viel später.

Die Geschichte des FFF
Durch die Patentierung war FFF markenrechtlich geschützt und konnte folglich nicht von anderen Herstellern genutzt werden.
Die kommerzielle Anwendung in den 1990er Jahren blieb daher noch spärlich.
Seinen großen Durchbruch hatte das Verfahren erst im Jahr 2005. Damals rief Dr. Adrian Bowyer das Projekt „RepRap“ ins Leben.
Der an der University of Bath in England tätige Wissenschaftler wollte ein Verfahren zum kostengünstigen 3D-Druck entwickeln.
Die zugehörige Software sollte als Open Source zur Verfügung stehen.
Der erste Schritt in Richtung Massentauglichkeit war getan.
Doch das Namensrecht war noch ein Problem, denn die Markenrechte hielt nach wie vor Stratasys, das Unternehmen der Crumps.
Doch bei ihnen hieß das Verfahren FDM – nun sollte es FFF heißen.
Diese Abkürzung sollte fortan von allen genutzt werden können, die sich mit Schmelzschichtungsverfahren auseinandersetzten.
Übrigens gab es schon bald noch eine dritte Abkürzung: FLM steht für „Fused Layer Modeling“ und wurde seitens des VDI in Deutschland vergeben.
Seit 2009 ist das Grundpatent ausgelaufen, nun dürfen alle Hersteller FFF kommerziell nutzen.
Inzwischen verwenden Heimwerker das Verfahren ebenso wie Anwender in der Industrie und im Gewerbe und auch Hochschulen nutzen verschiedene FFF-Drucker.

Funktionsweise von FFF

Der FFF-Drucker ist ein wenig mit der Heißklebepistole vergleichbar. Auch dort gibt es eine Düse, durch die das Filament, also das Schmelzmaterial, das sich auf einer Spule befindet, gezogen wird. Das Gerät schmilzt das Filament auf, wobei die Düse gleichzeitig als Kolben fungiert: Das geschmolzene Material wird dort entlangbefördert und erkaltet dabei. Nach dem Austritt aus der Düse kann das Material Schicht für Schicht aufgebracht werden. Diese Schichten bilden die Geometrie des zu fertigenden Produktes.

Dabei können durchaus Schwierigkeiten entstehen. Das Kunststoff-Filament härtet aus, wobei die jeweils untere Schicht schon fester ist als die, die gerade aufgebracht wird. Es entstehen Verbindungsstellen, die unterschiedlich ausgehärtet und entsprechend flexibel sind.

Diese Stellen sind wenig robust und können später zu Bruchstellen werden oder Risse zeigen. Des Weiteren können sich Ecken runden, weil die oberste Schicht beim Aushärten dafür sorgt, dass die darunter liegende Schicht mitgezogen wird. Eine Ecke ist dann keine solche mehr, sondern eher eine Rundung. Das Kunststoff-Filament erfährt bei der Trocknung und Aushärtung eine Schrumpfung, die für den genannten Verzug sorgt. Bei den typischen Heimanwendungen kann dies meist vernachlässigt werden, bei sehr präzise zu fertigenden Werkstücken stellen sich Schrumpfung und Verzug als problematisch dar.

Der FFF-Drucker ist ein wenig mit der Heißklebepistole vergleichbar. (Foto: AdobeStock - 21075058 fefufoto)

Der FFF-Drucker ist ein wenig mit der Heißklebepistole vergleichbar. (Foto: AdobeStock - 21075058 fefufoto)

FFF und seine wichtigsten Anwendungen

Das Rapid Prototyping stellt die Wurzeln für den modernen 3D-Druck über FFF dar. Während es aber einst nur um die Herstellung von Anschauungsmustern und Prototypen ging, wurden die Anwendungsfelder schon bald erweitert. Ursprünglich sollten Teile für ein Massenfertigungsverfahren vorbereitet werden. Dies konnte beispielweise das Spritzgießen sein.

Doch im Zuge der immer stärkeren Verwendung von Hochleistungspolymeren und der Verwendung zertifizierter Materialien wurde der 3D-Druck und damit Fused Filament Fabrication schon bald für die Herstellung von Kleinserien beispielsweise in der Luftfahrttechnik verwendet. Des Weiteren entstanden funktionale Bauteile und Ersatz- sowie Sonderteile.

Trotz des damit verbundenen Mehraufwands konnten die hergestellten Teile auch personalisiert werden. Gerade die Medizintechnik stellt sich dabei als wichtiger Anwendungsbereich dar, denn hier werden individuelle Implantate und Prothesen benötigt. Diese wiederum sind dank des 3D-Drucks und FFF leicht herstellbar.

Diese Materialien werden für FFF verwendet

Meist besitzen die bei FFF verwendeten Filamente einen Durchmesser zwischen 1,75 und 2,85 mm. Verwendet werden nahezu alle Kunststoffe, die entsprechend den gewünschten Eigenschaften des zu fertigenden Objekts ausgewählt werden. Wichtig ist dabei, dass die Materialien thermoplastisch sind. Das heißt, dass sie auf die Zufuhr von Wärme reagieren und schmelzen.

Im geschmolzenen Zustand sind die Materialien formbar. Kühlen sie dann ab, behalten sie die neue Form und können in dieser verwendet werden. Thermoplastische Kunststoffe sind damit anders als Duroplaste oder Elastomere, die durch eine chemische Reaktion verändert und vernetzt werden können. Diese Veränderung ist jedoch nicht wieder umkehrbar.

Genutzt werden folgende thermoplastische Materialien:

  • Amorphe Materialien:

    Sie sind ungeordnet und liegen praktisch in einem Haufen vor. Beim Abkühlen muss mit einem geringen Schwund und Verzug gerechnet werden, die Volumenabnahme ist nur gering.

  • Teilkristalline Materialien:

    Die langen Polymerketten sind geordnet, regelmäßig und dicht. Nach dem Schmelzen schrumpfen teilkristalline Materialien stark, was zu starkem Verzug führen kann.

Können auch Metalle verwendet werden?
Längst sind es nicht mehr nur Kunststoffe, die für den FFF-Druck verwendet werden. Inzwischen bieten beispielsweise Hochschulen einen metallischen 3D-Druck als Dienstleistung an.
Das verwendete Filament besteht aus einem Metallpulver, das mit einer Kunststoffmischung versehen ist. Bei rund 150 bis 200 °C schmilzt dieses Gemisch auf und kann durch die kleine Düse, die maximal einen Millimeter im Durchmesser aufweist, gedrückt, also extrudiert werden.
Das Extrusionsmaterial wird nun in Bahnen passend zur Zielgeometrie gelegt. Nach dem Drucken einer Ebene wird die Bauplattform abgesenkt. Nun lässt sich die nächste Lage applizieren.
Der Vorgang muss immer wieder wiederholt werden und das solange, bis das gewünschte Produkt fertig ist. Manche beim metallischen FFF-Druck verwendeten Drucker haben bis zu vier Düsen und können folglich auch bis zu vier verschiedene Materialien nutzen. Dies ist gleichzeitig möglich und so werden beispielsweise Stützmaterial, Trennschicht und Bauteilwerkstoff vergleichsweise schnell gefertigt.
Das aus Metallpulver und der Kunststoffmischung bestehende Bauteil wird als „Grünteil“ bezeichnet. Danach folgt die Entbinderung, bei der der Kunststoff vollständig oder teilweise aus dem Bauteil herausgelöst wird. Nach diesem Schritt zur Bearbeitung folgt der Wärmebehandlungsschritt. Bei diesem wird eventuell noch vorhandener Kunststoff aus dem Bauteil gebrannt. Gleichzeitig erfolgt eine Verdichtung des Bauteils auf bis zu 99 Prozent.
Längst sind es nicht mehr nur Kunststoffe, die für den FFF-Druck verwendet werden. (Foto: AdobeStock - 498743137 mari1408) Längst sind es nicht mehr nur Kunststoffe, die für den FFF-Druck verwendet werden. (Foto: AdobeStock - 498743137 mari1408)

Überraschende Anwendung des 3D-Drucks in der Medizin

Kaum vorstellbar, dass es heute auch Medikamente aus dem 3D-Drucker geben soll! Und doch ist dies Realität und wurde bereits 2020 durch die TH Köln veröffentlicht.

Hintergrund war die hohe Nachfrage nach individuell zugeschnittenen Medikamente, die eine hohe Wirksamkeit bei gleichzeitig geringen Nebenwirkungen haben sollten.

Im Rahmen eines Forschungsprojekts wurde ein pharmazeutischer Schmelzextruder verwendet. Dieser vermischte die nötigen Ausgangssubstanzen für die Medikamente und schmolz diese auf.

Ein neues Drucksystem wurde verwendet, welches in der Lage war, die gewünschte Darreichungsform wie Tabletten oder Dragees herzustellen. Damit der Druck der Medikamente gelingt, musste ein Kunststoff verwendet. Werden. Die Wahl fiel auf bioresorbierbare Polymere, das sind Kunststoffe, die der Körper abbauen kann.

Auch dabei ergab sich eine Schwierigkeit, die jedoch nichts mit der Form des fertigen „Werkstückes“ zu tun hatte.

Vielmehr musste sichergestellt werden, dass das homogene Gemisch den Vorgaben der Arzneimittelverordnung entsprach und absolut hochwertig war. Darüber hinaus musste es reproduzierbar sein, denn ein Unikat eines Medikaments nutzt niemandem.

Eine große Herausforderung war dabei die Produktion von Medikamenten, die über eine sehr geringe Wirkstoffdosierung verfügen.

Das dafür nötige Drucksystem wurde vom Labor für Fertigungssysteme der TH Köln entwickelt. Rund 100 Tabletten pro Stunde waren damit herstellbar, was allerdings erst nach optimaler Einstellung des Extruders möglich war.

Der 3D-Druck wird auch als Materialextrusion bezeichnet und erlebt einen ungebrochenen Aufwärtstrend. (Foto: AdobeStock - 179169216 mari1408)

Der 3D-Druck wird auch als Materialextrusion bezeichnet und erlebt einen ungebrochenen Aufwärtstrend. (Foto: AdobeStock - 179169216 mari1408)

Typische Herausforderungen und Schwierigkeiten bei der Anwendung des FFF-Verfahrens

Die neue Schicht, die auf ein Bauteil aufgebracht wird, verhält sich ähnlich einem Gummiband.

Beim Auskühlen wirkt dieses auf die darunter liegende Schicht, was zum bereits erwähnten Ziehen und Zerren führt. Vor allem an den Eckbereichen kann es zu Verformungen kommen, auch Risse sind möglich.

Um nun diesen typischen Herausforderungen zu begegnen, sind geeignete Prozessbedingungen wichtig. Unter anderem muss der Bauraum beheizt sein, um zu große Temperaturunterschiede zu vermeiden.

Darüber hinaus kommt es auf die Wahl des Kunststoffs an, um die unerwünschten Effekte zu reduzieren.

Werden diese Bedingungen bestmöglich geschaffen, ist es durch Anwender mit dem entsprechenden fachlichen Know-how möglich, sogar teilkristalline Werkstoffe hochwertig zu verarbeiten.

Das aus Metallpulver und der Kunststoffmischung bestehende Bauteil wird als „Grünteil“ bezeichnet. (Foto: AdobeStock - 359471000 mari1408)

Das aus Metallpulver und der Kunststoffmischung bestehende Bauteil wird als „Grünteil“ bezeichnet. (Foto: AdobeStock - 359471000 mari1408)

Nun zeigen sich die Vorteile des FFF-Verfahrens:

  • leichte Zugänglichkeit des Verfahrens
  • günstige Anlagetechnik
  • Vielfalt an FFF-Druckern für industrielle, gewerbliche und private Anwendung
  • freies Einstellen der Parameter
  • Verwendung unterschiedlicher Materialien
  • kostengünstige Herstellung von Bauteilen, Ersatzteilen und weiteren Produkten möglich
  • Herstellung großer Bauteile von mehr als 1 m³ möglich

Dennoch gibt es auch Nachteile bei der Anwendung des FFF-Verfahrens. Vor allem bei komplexen Geometrien, bei denen Stützen verwendet werden, zeigt sich häufig eine unzureichende Oberflächengüte.

Werden die Stützen herausgelöst, entstehen raue Stellen, die nachbearbeitet werden müssen. Außerdem ist die Anisotropie mitunter problematisch. Sie entsteht durch die unterschiedlichen Festigkeiten der einzelnen Schichten, die im Rahmen des Druckens aufgebracht werden.

Die Qualität harzbasierter Verfahren lässt sich nicht erreichen. Sollen feine Details umgesetzt werden, ist damit zudem eine deutlich längere Druckzeit verbunden, was zu höheren Kosten führt.

Durch die Entwicklung neuer Verfahren wie etwa des erwähnten metallischen 3D-Drucks, sind jedoch deutliche Verbesserungen und ein Ausgleich der Nachteile möglich.

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